"Eine Universitätsstrategie für Österreich ist notwendig"

Große Übereinstimmung über die Notwendigkeit einer Strategie für die österreichischen Universitäten gab es bei der Podiumsdiskussion zum Thema "Universitäten im Wandel", die den Eisenhüttentag 2001 in Leoben eröffnete.

Die österreichischen Universitäten brauchen eine strategische Ausrichtung, damit Forschung und Entwicklung in dem gewünschten Ausmaß vorangetrieben werden kann. Dies war der einhellige Tenor der Podiumsdiskussion "Universitäten im Wandel", die anlässlich des Eisenhüttentages am 21. Mai an der Montanuniversität Leoben stattfand. Unter der Moderation von Helmut Gansterer, Herausgeber des Wirtschaftsmagazins "trend", nahmen Dr. Wolfang Pöhl, Rektor der Montanuniversität Leoben, Dr. Peter Strahammer, Generaldirektor der VA Stahl AG, Dr. Knut Consemüller, Vorstandsmitglied der Böhler-Uddeholm AG und Vorsitzender des Rates für Forschung und Technologieentwicklung sowie aus der Schweiz Dr. Gérard Escher vom Department des Inneren, Gruppe Wissenschaft und Forschung, teil.

Die künftige Ausrichtung der Montanuniversität Leoben umriss Rektor Wolfgang Pöhl, der zur Einstimmung die Strategie der Leobener Uni und einige Schwerpunkt-Projekte vorstellte. Die Montanuni habe die Herausforderung angenommen und als erste Universität Österreichs mit dem Strategie-Projekt einen Prozess für die künftige Weiterentwicklung in Gang gesetzt.

"Das Wissen und dessen Management werden immer mehr zum strategischen Wettbewerbsvorteil", meinte Peter Strahammer, der die Montanuni in ihrer Vorreiterrolle lobte. Für ihn sei es unverständlich, "dass sich das zuständige Ministerium derartiger strategischer Prozesse an den Universitäten nicht annimmt". Gerade die verbesserte Vernetzung von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik werde immer wichtiger, denn "Bildung ist der entscheidende Wettbewerbsfaktor für Österreich".

Neben dem Geld ist es die wissenschaftliche "Manpower", die, so Knut Consemüller, notwendig sei, damit Österreich "die Themenführerschaft in Nischen" erlangen kann, wobei "Österreich als Werkstoffland" gerade in diesem Bereich punkten kann. Es gehe auch darum, die Akademikerqote wesentlich zu erhöhen, da Österreich mit 6 % das europäische Schlusslicht bilde.

Mögliche Wege von selbständig agierenden Universitäten zeigte Gerard Escher aus der Sicht der Schweizer Hochschullandschaft auf. Die Vielfalt in der dezentralen Organisation, die Tradition in der wettbewerbsorientierten Forschung und die Offenheit mit rund 35 % ausländischen Professoren seien die Stärken der Schweizer Unis, die international Spitzenpositionen einnehmen. Noch mehr Autonomie, mehr Studierende und neue Leitungsmodelle werden auch in der Schweiz die "Universität von morgen" charakterisieren.

Die Absicht von Moderator Helmut Gansterer, in die Diskussion provozierend einzugreifen, fruchteten wenig: Auch die Beiträge aus dem Publikum unterstrichen die Notwendigkeit von Reformen für Österreichs Universitäten. Schließlich kam auch die Sorge um den fehlenden technik- und ingenieurwissenschaftlichen Nachwuchs, der für die Wettbewerbsfähigkeit dringend notwendig sei, zum Ausdruck.

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