Den Segen von oben für das ehemalige Forschungszentrum der voestalpine erbaten vor zahlreichen prominenten Gästen Diözesanbischof Egon Kapellari und Superintendent Hermann Miklas, bevor Bauherr Johann Schreiner, Geschäftsführer der Saturn Projektentwicklung GmbH, das Gebäude offiziell an die neuen Nutzer übergab.
In seiner Eröffnungsrede richtete der Rektor der Montanuniversität Leoben, Magnifizenz Wolfhard Wegscheider, seinen besonderen Dank an alle Förderer dieses ehrgeizigen Projektes, allen voran an die Verantwortlichen des Landes Steiermark, LH Mag. Franz Voves, die zuständige Landesrätin Mag.a Kristina Edlinger-Ploder und Leobens Bürgermeister Dr. Matthias Konrad. "Dieses starke Signal aus der Steiermark war auch ausschlaggebend, dieses Projekt von Seiten des zuständigen Ministeriums maßgeblich zu unterstützen", formulierte Wegscheider.
Ehrenbürger Dr. Hans Kaluza
Im Zuge der Feierlichkeiten verlieh die Montanuniversität die Würde eines Ehrenbürgers an Hans J. Kaluza, den Vorsitzenden des Kuratoriums Kunststofftechnik an der Montanuniversität. "Er hat Anfang der 90er Jahre den Ausbau der Kunststofftechnik von zwei auf vier Institute maßgeblich mitunterstützt, und er nutzte all seine vielseitigen Möglichkeiten, die Leobner Kunststofftechnik öffentlich darzustellen und die Zusammenführung der kunststofftechnischen Institute in ein gemeinsames Gebäude zu fördern", betonte Rektor Wegscheider in seiner Laudatio.
"Ein Meilenstein"
Für den Fachbereich Kunststofftechnik an der Montanuniversität stellt der neue Standort einen "Meilenstein" dar: "Die räumliche Bündelung war ein seit vielen Jahren gehegter Wunsch", betont der Vorstand des Instituts für Chemie der Kunststoffe, Wolfgang Kern. "Durch diese Vernetzung der Leobener Kunststoffkompetenz entstehen gewaltige strategische Vorteile für die Forschungstätigkeiten am Standort Leoben. Das neue Zentrum für Kunststofftechnik ist sowohl funktionell als auch repräsentativ und trägt wesentlich zur nationalen und internationalen Sichtbarkeit der Leobener Kunststofftechnik bei. Die zusätzlichen Investitionen in die Forschungsausstattung (Geräte und Maschinen) liegen im Bereich von vier Millionen Euro und gewährleisten Lehre und Forschung auf höchstem Niveau. Die Leobener Kunststofftechnik liefert dadurch einen wichtigen Beitrag, um Österreich und Europa als Standort für Kunststoff- und Composite-Technologie sowie Polymerwissenschaften zu stärken."
6.597 Quadratmeter Gesamtfläche
Das neue Zentrum für Kunststofftechnik Leoben umfasst auf acht Stockwerken sechs Universitätsinstitute auf einer Gesamtfläche von 6.597 Quadratmetern, davon 3.330 Quadratmeter Technikum und 1.400 Quadratmeter Büroflächen. Mit modernster Forschungsinfrastruktur wird es allen Ansprüchen gerecht. Das um rund 17 Millionen Euro umgebaute Gebäude (Inneinrichtung rund 2 Millionen Euro) beherbergt nun nicht nur 309 Maschinen, sondern ist auch Arbeitsplatz für 105 Personen. Details der Baustatistik wie 100 Kilometer verlegte Stromkabel, ca. 5.000 Stück montierte Schalter und Steckdosen, 17.000 Arbeitsstunden im Bereich Heizung / Klima / Lüftung / Sanitär und die Tatsache, dass sich bis zu 80 Arbeiter gleichzeitig täglich auf der Baustelle tummelten, zeugen von der großen Herausforderung der Neuadaption für den Bauherren.
Das ehemalige Forschungszentrum der voestalpine war in den Jahren 1969 bis 1974 nach Plänen der Architekten Eilfried Huth und Günther Domenig erbaut worden. In seiner Stellungnahme für das Bundesdenkmalamt vom September 2008 führte Huth aus, dass bereits der ursprüngliche Entwurf eine künftige Erweiterung des damaligen Neubaus durch Abhängung eines vierten Geschoßes vorgesehen hätte. Etliche Details des in den siebziger Jahren weltweit Aufsehen erregenden Projekts hätten sich dagegen auf Dauer nicht bewährt oder entsprächen nicht mehr dem heutigen Standard, so dass eine Sanierung unerlässlich war.
Ausbau
In ihren Grußadressen bekannten sich sowohl Bundesministerin Beatrix Karl wie auch Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder zum weiteren konsequenten Ausbau des Universitäts- und Forschungsstandortes Leoben. Universitätsratsvorsitzender Hannes Androsch und der Leobener Bürgermeister Matthias Konrad verwiesen auf die Sonderstellung der Montanuniversität, die nicht zuletzt durch ihre strategische Ausrichtung eine Besonderheit in der österreichischen Universitätslandschaft darstellt.
Die Eröffnung des neuen Zentrums für Kunststofftechnik Leoben bedeutet für die Montanuniversität eine weitere Etappe ihres ambitionierten Ausbaus des Fachbereichs Kunststofftechnik zu einem "European Center of Excellence". Eine Erweiterung erfolgt nicht nur in räumlicher, sondern auch in personeller Hinsicht: Zurzeit werden zwei neue Professuren für die Fachgebiete "Spritzgießen von Kunststoffen" und "Verarbeitung von Verbundwerkstoffen" eingerichtet, weiters ist die Professur für "Werkstoffkunde und Prüfung der Kunststoffe" zur Nachbesetzung ausgeschrieben.
ZENTRUM FÜR KUNSTSTOFFTECHNIK LEOBEN – FAKTEN:
- 1969-74 von Huth und Domenig geplant und gebaut
- 2009-10 von Saturn Projektentwicklung GmbH umgebaut (Bauzeit 13 Monate)
- 6.597 m² Gesamtfläche
- 8 Stockwerke
- 105 Arbeitsplätze
- Gebäude ~17 Mio. €
- Inneneinrichtung ~2 Mio. €
- 6 Institute
- 1.400 m² Büro
- 3.330 m² Technikum
- 309 Maschinen
- 1,5 MW Stromversorgung
- ~ 100 km Stromkabel
- ~ 80 km Datenkabel
- 508 kW Kälteleistung
- bis zu 130 kW Wärmerückgewinnung
- bis zu 80 Arbeiter pro Tag auf der Baustelle
- Heizung / Klima / Lüftung / Sanitär: ca. 17.000 Arbeitsstunden
- ca. 1200 m Energiekabel bis 300mm² Querschnitt
- ca. 500 m Glasfaserkabel
- ca. 2 km hochwertiger ALU Brüstungskanal
- ca. 1.000 Stk. Leuchten
- ca. 5.000 Stk. Schalter und Steckdosen