Forschungsprojekt „Underground Sun Conversion“

Infrastrukturministerium und Klimafonds fördern mit 4,9 Millionen Euro das Forschungsprojekt, das den Entstehungsprozess von Erdgas von Millionen Jahren auf wenige Wochen verkürzt

In Österreich wird erstmals erneuerbares Erdgas aus Sonnen- und Windenergie erzeugt. Infrastrukturministerium und Klima- und Energiefonds haben am Donnerstag den Startschuss zum weltweit einzigartigen Forschungsvorhaben „Underground Sun Conversion“ gegeben. Sie fördern das Projekt mit 4,9 Millionen Euro, federführend verantwortlich ist die RAG (Rohöl-Aufsuchungs AG).

„Bei den erneuerbaren Energien hat Österreich wieder einmal die Nase vorn. Mit dem Forschungsprojekt erleben wir eine Weltpremiere: Wir erzeugen erstmals Erdgas aus Sonnen- und Windenergie, und zwar in wenigen Wochen statt in Millionen von Jahren. Damit erledigen wir ein ganzes Erdzeitalter im Schnelldurchlauf. Und wir setzen einen weiteren Schritt in Richtung energieunabhängiges Österreich“, sagt Infrastrukturminister Jörg Leichtfried.

„Wir unterstützen mit unserem Energieforschungsprogramm gezielt umsetzungsorientierte Projekte, die weit über Forschungsförderung hinausgehen. Nur so können wir klimarelevante Wirkungen realisieren und notwendige technologische Durchbrüche und Kostensenkungen erreichen. Underground Sun Conversion liefert richtungsweisende Ergebnisse für ein zukünftiges Energiesystem“, sagt Klima- und Energiefonds-Geschäftsführerin Theresia Vogel.

RAG-Generaldirektor Markus Mitteregger: „Unser weltweit einzigartiges Forschungsprojekt ist quasi ‚Erdgeschichte im Zeitraffer’ und hat großes Potenzial. Es ist CO2-neutral, löst unser großes Problem der Speicherbarkeit von erneuerbaren Energien und wir können bereits vorhandene Infrastruktur nutzen. Zudem ist es extrem umweltfreundlich, weil es natürliche, mikrobiologische Prozesse komprimiert nachbildet und wir das sich bildende erneuerbare Erdgas gleich am Ort der ‚Produktion‘ – in natürlichen Erdgaslagerstätten in über tausend Metern Tiefe – speichern können. Die bis dato im Rahmen des ersten Projektes ‚Underground Sun Storage‘ erzielten Ergebnisse aus Laborversuchen sind vielversprechend. Umso mehr freuen wir uns nun auf weiterführende Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt ‚Underground Sun Conversion'.“

In „Underground Sun Conversion“ wird in Pilsbach in Oberösterreich zunächst Wasserstoff aus Sonnen- oder Windenergie und Wasser gewonnen. Der Wasserstoff wird gemeinsam mit Kohlendioxid in Erdgaslagerstätten in mehr als tausend Meter Tiefe gepumpt. Dort wandeln natürlich vorhandene Mikroorganismen das Gemisch in wenigen Wochen in erneuerbares Erdgas um. Dieser Prozess hat in der Geschichte der Erde Millionen von Jahren gedauert. Die Erdgasproduktion aus Sonnen- und Windenergie hat neben der Zeitersparnis weitere Vorteile: Sie bindet Kohlendioxid und kann aus erneuerbaren Quellen gewonnene Energie speichern. Zudem ist die nötige Infrastruktur für Lagerung und Transport von Erdgas bereits vorhanden.

„Underground Sun Conversion“ ist der Nachfolger des ebenfalls von der RAG durchgeführten und von Infrastrukturministerium und dem Klima- und Energiefonds geförderten Forschungsprojekts „Underground Sun Storage“, in dem Sonnen- und Windenergie unterirdisch gespeichert wurden. Dem Konsortium unter Leitung der RAG gehören auch die Montanuniversität Leoben, die Universität für Bodenkultur Wien, das Austrian Centre of Industrial Biotechnology, das Energieinstitut der Johannes Kepler Universität Linz und die Axiom Angewandte Prozesstechnik GmbH an. Die Gesamtkosten von „Underground Sun Conversion“ betragen 8 Millionen Euro.

Die Montanuniversität Leoben trägt als wissenschaftlicher Partner zu dem Projekt mit ihrer Expertise im Bereich der Materialwissenschaften, insbesondere der Korrosion, sowie mit dem verfahrenstechnischen Prozess- und Anlagen-Scale-up bei. Wesentliche Ziele der Werkstoffuntersuchungen sind die Aufklärung von potentiellen Korrosionsmechanismen an Metallen und Zementen im Bohrloch und daraus folgend die Auswahl geeigneter Materialien. Darüber hinaus wird ein Prozess- und Verfahrenskonzept in Abhängigkeit der spezifischen Randbedingungen potentieller Standorte ausgearbeitet, das insbesondere die notwendige Infrastruktur Übertrage definiert und eine Vergrößerung des erarbeiteten Prozesskonzeptes erlaubt.

Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Markus Lehner
Lehrstuhl für Verfahrenstechnik des industriellen Umweltschutzes
E-Mail: markus.lehner(at)unileoben.ac.at
Tel.: 03842/402-5000

 

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