Zu einem intensiven Meinungsaustausch über die Kunststoffforschung zwischen zwei der bedeutendsten deutschen Top-Forschungsmanager und Leobener Professoren kam es im Anschluss an das von Professor Klaus Lederer organisierte Symposium "Chemie der Kunststoffe" an der Montanuniversität Leoben. Diese Tagung weckte reges Interesse seitens der österreichischen Industrie und der Kunststofftechnik-Studierenden.
Professor Franz Brandstetter, Direktor des Kunststofflabors der BASF AG, und Dr. Dietrich Fleischer, Forschungs-Vizepräsident des internationalen Kunststoffunternehmens TICONA in Frankfurt, erläuterten die unterschiedliche Ausrichtung ihrer Forschungsaktivitäten. Beide Unternehmen sind am Kontakt mit der Montanuniversität Leoben sehr interessiert, da die positive Entwicklung der Studienrichtung Kunststofftechnik mit ihren bisher mehr als 500 Absolventen eine starke Präsenz der Leobener Kunststofftechniker in der internationalen kunststoffverarbeitenden und -anwendenden Industrie bewirkt hat.
"Internationalität wird wichtiger"
BASF konzentriere, so Brandstetter, die Konzernforschung großteils auf den Standort Ludwigshafen mit den Schwerpunkten Wirk- und Effektstoffe, Polymere und Chemikalien. Allein der Schwerpunkt Polymere, den Brandstetter leitet, habe eine Jahresbudget von 135 Millionen Euro, wobei 30 Millionen für die "freie Forschung" zur Verfügung stehen. (Zum Vergleich: Die Montanuni hat ein jährliches Budget von 25 Millionen Euro.) Rund 1500 Mitarbeiter, davon 250 Akademiker, sind in der Kunsstoffforschung tätig. "Die Internationalität wird immer wichtiger", so Brandstetter, "deshalb strebt BASF einen höheren Anteil von ausländischen Forschern an". Derzeit seien mit 20 Prozent an ausländischen Forschungsmitarbeitern 18 Nationen vertreten.
"Ausstrahlung in akademische Welt"
Viel dezentraler sei die Forschungsorganisation von TICONA aufgebaut, erläuterte deren Forschungsverantwortlicher Dietrich Fleischer. Die Aktivitäten seien auf die Standorte Deutschland, USA und Japan aufgeteilt. Eine "kleine Zentralforschung" stelle Know-how für die diversen Produktgruppen zur Verfügung. Generell sei die Forschung auf eine "direkte Zusammenarbeit mit den Kunden und eine Ausstrahlung in die akademische Welt" ausgerichtet.
Die beiden Forschungsmanager meinten gleich lautend, dass - wie in Leoben - ein Zugehen der universitären Wissenschaft auf die Industrie sehr wichtig sei. Das bringe den Absolventen viel. Auch bei der generell sehr hohen Arbeitslosigkeit in Deutschland haben, so Fleischer, Techniker die besten Jobchancen.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Klaus Lederer, Institut für Chemie der Kunststoffe, Tel. 03842 402 680, E-Mail: polychem@unileoben.ac.at