„Wir sind derzeit mit dem sogenannten ‚Auffahren‘ der Tunnels beschäftigt“, erläuterte Univ.-Prof. Robert Galler, Leiter des ZaB, „und dieser Tunnelvortrieb befähigt uns auch bereits, die ersten Forschungsvorhaben umzusetzen“, so Galler.
Infrastrukturminister Norbert Hofer zeigte sich über den Fortschritt der Arbeiten sichtlich erfreut und durfte eigenhändig einen sogenannten „Abschlag“ vornehmen, also eine Sprengung, um den Tunnelvortrieb voranzutreiben: „Ich bin froh, dass hier alle an einem Strang gezogen und es so geschafft haben, dieses ‚Zentrum am Berg‘ zu realisieren. Es ist zum einen Forschungszentrum für den Berg- und Tunnelbau sowie Testgelände und Trainingszentrum für die Einsatzkräfte. Die ganze Region rund um den Erzberg, die Montanuniversität und natürlich auch Institutionen wie die voestalpine werden von diesem einzigartigen Zentrum profitieren. Es wird auch dazu beitragen, die führende Stellung der heimischen Tunnelbauer international auszubauen.“
Sowohl ASFINAG-Vorstandsvorsitzende Karin Zipperer wie auch der Vorstand der ÖBB Infrastruktur AG Franz Bauer unterstrichen die Wichtigkeit dieser einzigartigen Forschungseinrichtung für ihre Unternehmen und wiesen darauf hin, dass man schon in der Planungsphase ein hohes Maß an Interesse am Zustandekommen dieses Tunnelforschungszentrums bekundet hatte.
Rektor Wilfried Eichlseder bedankte sich bei allen beteiligten Fördergebern von Bund und Land Steiermark und unterstrich die enorme Bedeutung der Forschung für die Universitäten und ihre Studierenden. „Die Erkenntnisse aus unseren Forschungstätigkeiten fließen direkt in die Lehre, das heißt, dass unsere Studierenden immer am neuesten Wissensstand sind. Die guten Ergebnisse bei internationalen Rankings, wie der 7. Platz im Bereich der Werkstoffe und unlängst der 3. Platz bei den Technologien im Petroleum Engineering, unterstreichen die Richtigkeit des von uns eingeschlagenen Weges“, so Eichlseder.
Zentrum am Berg
Im Bereich des sogenannten Pressler-Stollens entsteht im Erzberg eine europaweit einzigartige Infrastruktur für wissenschaftliche und angewandte Forschung rund um den Bau und Betrieb von Tunnelanlagen. Durch die neue Infrastruktur wird mit insgesamt fünf unterirdischen Tunnelröhren ein Knotenpunkt für internationale Forscher und Unternehmen für den Bau und Betrieb von Tunnels und anderen Untertageanlagen entstehen und ideale Bedingungen bieten. Das ZaB wird u. a. zwei parallel verlaufende Autobahn- und zwei Eisenbahntunnel sowie eine fünfte Röhre als reine Versuchsstrecke umfassen: Die Auto- und Eisenbahnröhren münden in den alten, außer Betrieb befindlichen Pressler-Stollen. Dieser soll auf einer Länge von rund einem Kilometer ausgebaut und zu Forschungs- und Entwicklungszwecken genutzt werden.
Wissenschaftler anderer Einrichtungen haben bereits Interesse bekundet, die Tunnel zu nutzen. So würden u. a. steirische Forscher gerne bestehende und neue Lüftungskonzepte testen und die Ausbreitung von Gasen und die notwendige sicherheitstechnische Ausrüstung unter realen Bedingungen untersuchen. Bereits im Zuge der beiden Baustufen bis 2019 soll gezielt Grundlagenforschung zum Tunnelbau durchgeführt werden. EU-Projekte, wie zum Beispiel zur unterirdischen Speicherung der Energie aus Solar- und Windkraftanlagen, sind bereits in Bearbeitung.
Neben der Grundlagenforschung soll gezielte Auftragsforschung von Unternehmen möglich sein: Im Jahr 2018 sollen erste Kooperationsprojekte durchgeführt werden. So könnten in den Tunnels Tests zur Brandentstehung sowie von Branderkennungs- und -schutzeinrichtungen für sehr hohe Brandlasten durchgeführt werden. Darüber hinaus soll die gesamte Infrastruktur auch als Trainings- und Schulungszentrum für Einsatzorganisationen im Krisen- und Katastrophenszenario, für Wartungs- und Instandhaltungspersonal sowie für die Nutzer der Straßen- und Bahninfrastruktur dienen.
Die Baufertigstellung und der Start in den Vollbetrieb des ZaB sind für Anfang 2020 geplant. Die Kosten in der Höhe von rund 30 Millionen Euro teilen sich das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und das Wissenschaftsministerium sowie das Land Steiermark und die Montanuniversität Leoben. Der laufende Betrieb des ZaB soll durch Forschungsvorhaben mit der Wirtschaft finanziert werden.
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Erhard Skupa
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