Georgius Agricola, der als Georg Pawer 1494 in Sachsen geboren wurde, gilt als der Begründer der Montanwissenschaften. Sein Hauptwerk „De re metallica“, erschienen 1556 in Basel, ist die erste systematische Aufschlüsselung und Charakterisierung der Bergwissenschaften, die teilweise noch heute gültig sind.
Abwechslungsreiches Leben
Agricola studierte vorerst an der Universität Leipzig alte Sprachen, danach wandte er sich den medizinischen Wissenschaften zu und wurde Stadtarzt in einer kleinen Stadt im Erzgebirge. Zu dieser Zeit stand der Bergbau in diesem Gebiet in vollster Blüte.Agricola kam hier mit dem Bergwesen in Kontakt. 1530 erschien sein erstes bergbauliches Werk „Bermannus sive de re metallica“. Schon hier versuchte er den Bergbau auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Erstmals wurde neben den damals gängigen Metallen Gold, Silber, Blei, Quecksilber, Zinn, Kupfer und Eisen ein achtes genannt – nämlich Wismut. 1546 erschien ein Sammelband mineralogisch-geologischer Schriften, es folgte im Jahr 1556 sein Hauptwerk „De re metallica libri XII“. Agricola stellt den Inbegriff eines Gelehrten aus der Zeit der Renaissance dar: Er war Philologe, Arzt und Naturforscher, kannte die antiken Autoren und unterstrich seine wissenschaftlichen Tätigkeiten mit praktischen Studien. Er erwarb sich große Verdienste bei der Bekämpfung der Pest in den Jahren 1534 bis 1537. Im Jahr 1555 erlag Agricola einem Wechselfieber.
“De re metallica libri XII“
Als typisches Werk des Renaissance war das Buch in lateinischer Sprache verfasst. Zum ersten Mal wurde das Wissen zum Berg- und Hüttenwesen der Zeit methodisch geordnet, die zwölf Hauptkapitel (Bücher) behandeln das gesamte Montanwesen und einiges, was wir heute als chemische Technologie bezeichnen würden. Das Buch wurde mit 292 Holzschnitten sehr aufwendig gestaltet, was die große Bedeutung unterstrich.
Das Hauptwerk Agricolas wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, von Jesuiten sogar ins Chinesische. Der spätere Präsident der USA, Herbert Clark Hoover, übersetzte das Werk gemeinsam mit seiner Gattin, einer Altphilologin, ins Englische; für seine Verdienste wurde Hoover 1933 die Würde eines Ehrendoktors der Montanistischen Hochschule Leoben verliehen.
Die Universitätsbibliothek besitzt drei Originalausgaben – die erste und zweite deutsche sowie die zweite lateinische.
Die Ausstellung zum Gedenken an seinen 450. Todestag vor den Räumlichkeiten der Universitätsbibliothek ist für jedermann zugänglich und kann zu den Öffnungszeiten (Montag bis Freitag 8 bis 17 Uhr) bis Weihnachten besucht werden.
Weitere Informationen:
Hofrat Dr. Lieselotte Jontes
Universitätsbibliothek der Montanuniversität Leoben
Tel.: 03842/402-7800
E-mail: jontes@unileoben.ac.at