Neue Medien realistisch einschätzen

"Bei der Anwendung der Neuen Medien in der Lehre stecken wir noch in den Kinderschuhen", war die einhellige Meinung der Experten beim ersten "Leobener Tag der Neuen Medien" an der Montanuniversität.

Die anfängliche Euphorie und Begeisterung über die Möglichkeiten der Neuen Medien, die vor allem Technologie-Anhänger äußerten, ist einer realistischen Sichtweise gewichen. Wie multimediale "Lernpakete" sinnvoll eingesetzt werden könnten, präsentierten Experten beim ersten "Tag der Neuen Medien" an der Montanuniversität Leoben.

Professor Adolf Melezinek von der Universität Klagenfurt wies darauf hin, dass "die Neuen Medien in der Lehre unterstützend wirken können, aber die didaktische Qualifikation der Lehrenden viel wichtiger ist". Melezinek stellte die Internationale Gesellschaft für Ingenieurpädagogik vor, die sich der Weiterbildung von Technikern für den Lehrberuf widmet. Gerade Techniker, "die meist Leute des Handelns und nicht der Worte sind", können von einer derartigen Weiterbildung profitieren.

Imagegewinn durch Neue Medien 

"Multimedia", das Wort des Jahres 1995, löste große Erwartungen für die Zukunft des Lernens, die mit "E-Learning" ein neues Schlagwort erhielt, aus. Dipl.-Ing. Martin Ebner von der TU Graz schränkte die Möglichkeiten des medienunterstützten Lernens jedoch ein. Der Computer könne "die Didaktik und die Motivationen beeinflussen" - mehr jedoch nicht. Untersuchungen hätten auch gezeigt, dass "die Neuen Medien nicht lerneffektiver" seien. Sinnvoll sei der Einsatz von E-Learning bei der Veranschaulichung von komplexen technischen Vorgängen. Wenn Neue Medien dazu eingesetzt werden, um beim Lernenden Wissen durch die Interaktion in lebensnahen Situationen zu schaffen, erfüllten sie die höchsten Ansprüche. Nicht zu unterschätzen sei, so Ebner, auch der Imagegewinn, wenn Lehrende multimedial unterrichten.

"Web Learning Space" 

"Web Learning Space (WLS)" des Leobener Instituts für Gesteinshüttenkunde stellte Dipl.-Ing. Heimo Sandtner vor. Dieses wurde entwickelt, um die Möglichkeit, jederzeit und überall zu lernen, umzusetzen. Das "explosionsartige Wachstum und die stetige Verringerung der Halbwertszeit des Wissens" könnten mit dieser technologischen Lösung besser gehandhabt werden. Ein interaktives Tutorensystem, ein digitales Lexikon, zusätzliche Wissenswerkzeuge und ein Prüfungsmodus sind die vier Bestandteile des virtuellen Studienraumes. "Das System ersetzt", so Heimo Sandtner, "nicht die herkömmliche Lehrveranstaltung, sondern ermöglicht es, die Vorlesung auf höherem Niveau zu beginnen". Denn das Tutorensystem, das Kernstück des E-Learning-Werkzeuges, vermittelt das Grundlagenwissen auf dem Gebiet des Gesteinshüttenwesens. Es kann auf jeden Anwender individuell abgestimmt werden, da es sogar unterschiedlichste Wissensniveaus der Lernenden berücksichtigt.

Weitere Informationen: 

Dipl.-Ing. Heimo Sandtner, Institut für Gesteinshüttenkunde der Montanuni, Tel. 03842 402-492, E-Mail: heimo.sandtner@unileoben.ac.at 

 

zurück