"Die Zukunft der Universitäten wird sehr stark von der Positionierung im Wettbewerb abhängig sein," meinte Rektor Dr. Wolfgang Pöhl bei der letzten akademischen Feier der Montanuniversität im laufenden Studienjahr. Erfreulicherweise sei die Leobener Uni gut gerüstet. Die Position der Uni gehe einher mit der Akzeptanz in der Gesellschaft und Wirtschaft. Dies sei nur möglich durch ein partnerschaftliches Verhältnis, das durch "das gemeinsame Erreichen von Zielen, ohne die jeweilige Identität aufzugeben", charakterisiert sei. "Ängste, die Industrie könnte die Universität ökonomisieren bzw. beherrschen, können nur aus einer Schwäche und nicht aus einer Stärke der Universität erwachsen", so Pöhl weiter.
Neue Wege der Finanzierung
Das kommende Uni-Gesetz eröffne viele Chancen, gleichzeitig werden die Globalbudgets für Universitäten durch das Sparprogramm des Staates gekennzeichnet sein. Neue Wege der Finanzierung seien angesagt. "Dies erfordert", so Pöhl, "jedoch auch eine Kultur, die sich sowohl an der Universität als auch im Umfeld des sogenannten Fundraising entwickeln muss. Heute noch ist es unvorstellbar, dass beachtliche Teile des Budgets durch die Wirtschaft, durch Absolventen und durch Studiengebühren finanziert werden. In 10 Jahren kann dies zur Selbstverständlichkeit werden." Diese Entwicklung werde von der Akzeptanz der Partner der Universität abhängen. Die Universitäten müssten sich dafür stärker öffnen und innerhalb der Uni größere Einheiten wachsen lassen, um in der internationalen Forschung Gewicht zu haben.
Internationalisierung in zwei Richtungen
Bei den Bemühungen um eine verstärkte internationale Ausrichtung hob Rektor Pöhl zwei Richtungen hervor. Zum einen sind für die Studierenden Möglichkeiten zu schaffen, um ohne Zeitverlust im Ausland zu studieren bzw. Doppeldiplome (z. B. Diplom-Ingenieur in Leoben, Master of Science in den USA) zu erwerben. Zum anderen sollte die Uni für ausländische Studierende attraktiv seien. Pöhl verwies auf "echte Erfolge" beim Studentenaustausch mit Partner-Universitäten. Erst vor kurzem konnte die Montanuni mit der US-amerikanischen "Colorado School of Mines" einen Kooperationsvertrag unterzeichnen, der den doppelten Abschluss in den USA und in Leoben für die Studienrichtungen Petroleum Engineering (Erdölwesen) und Industrieller Umweltschutz ermöglicht. Um mehr ausländischen Studierenden den Weg nach Leoben zu ebnen, sollen die Vorlesungen des zweiten Studienabschnittes "ausnahmslos in Englisch" gehalten werden.
166 Absolventen im Studienjahr 2001/02
Bei der letzten akademischen Feier des Studienjahres 2001/02 wurden 44 Diplom-Ingenieure graduiert. Insgesamt schlossen im gesamten Studienjahr 166 Abgänger ihr Studium ab, in den drei voran gegangenen Jahren waren es jeweils rund 200 Absolventen. Zum Doktor wurden 6 Montanisten promoviert (38 im gesamten Studienjahr). "Die kommenden fünf Studienjahre", prognostizierte Rektor Pöhl, "werden nur mehr 130 bis 150 Diplom-Ingenieure pro Jahr bringen. Es gilt daher Anstrengungen zu setzen, um unsere jüngsten Anwärter für ein Studium im natur- und ingenieurwissenschaftlichen Bereich zu gewinnen." Auch müsse der "Mehrwert einer Universität gegenüber einer Fachhochschule" vermittelt werden.