Petition „Forum Forschung“ in der Steiermark

Forschung bedeutet Zukunft. Die derzeit diskutierte massive Kürzung der Finanzierung der Grundlagenforschung bedeutet schlechtere Chancen für die Entwicklung einer Gesellschaft und schwere Standortnachteile für Österreich im Bereich Innovation und Technologie. Es braucht daher ein klares Bekenntnis aller Verantwortlichen für eine ausreichende Dotierung der Grundlagenforschung in Österreich.

Konkrete Maßnahmen, nicht Lippenbekenntnisse, sind dringend notwendig. In der Steiermark hat sich daher ein „Forum Forschung“ der Start-Wittgenstein Preisträger und weiterer hervorragender ForscherInnen steirischer Universitäten gebildet: Als WissenschafterInnen wollen wir auf die Gefahren einer Unterdotierung der Forschung für die Gesellschaft und den Wissenschaftsstandort Steiermark aufmerksam machen.

Forschung heißt Fortschritt

Forschung legt den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft. Forschung bedeutet Fortschritt für eine Gesellschaft und sichert deren zukünftige Entwicklung. Gerade ein Hochlohnland wie Österreich kann sich im internationalen Wettbewerb nur über Leistungen auf höchstem Niveau profilieren. Dazu muss sich die öffentliche Wahrnehmung, wie die Universitäten vor Ort gesehen werden, massiv ändern: Universitäten sind nicht allein Subventionsempfänger, sie sind Kristallisationspunkte für gesellschaftliche Investitionsentscheidungen. Investiert man nicht in die Universitäten vor Ort, dann investiert man nicht in die Produktionsstätten der wichtigsten Ressourcen eines rohstoffarmen Landes. Es besteht die Gefahr, dass wir Entwicklungen verschlafen, die für unser aller Wohlergehen entscheidend sind. Die Köpfe der Menschen sind die wichtigste Ressource, die wir für den Erhalt und Ausbau des Wohlstandes in Österreich haben.

Kürzung bedeutet Rückschritt

Kürzungen in der Forschung bedeuten einen Rückschritt für die Gesellschaft: Erfolgreiche Grundlagenforschung ist die Voraussetzung, um neue Anwendungen zu schaffen. Ein Staat wie Österreich muss freie Grundlagenforschung besonders fördern, um den Fortschritt zu sichern. Ist die Grundlagenforschung gefährdet, sind es auch die Erkenntnisse, die eine Gesellschaft weiterbringen. Auch bereits getätigte Investitionen in langfristig angelegte Forschungsprojekte werden nutzlos. Wenn wir dem Umstand Rechnung tragen, dass wir im Zeitalter der Wissensgesellschaft leben, so ergibt sich die Frage, ob angesichts drohender konjunktureller Gewitterwolken und Sturmfronten die staatlichen Maßnahmen der antizyklischen Konjunkturpolitik nicht anders aussehen müssen, als das vielleicht noch vor dreißig, fünfzig oder siebzig Jahren der Fall war. Wir laufen Gefahr, Arbeitslosigkeit in der Forschung als weniger gefährlich einzustufen als Arbeitslosigkeit zum Beispiel am Bau – eine verheerende Fehleinschätzung!

Forschung am Abgrund

Der Wissenschaftsfonds FWF, mit seiner wettbewerbsorientierten, nur nach wissenschaftlicher Exzellenz geleiteten Forschungsförderung, leistet einen entscheidenden Beitrag zur Stärkung der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit Österreichs im internationalen Vergleich sowie zur Attraktivität Österreichs als Wissenschaftsstandort. Die dafür notwendigen budgetären Mittel sind eine unabdingbare Voraussetzung für eine wachsende Qualitätsorientierung im heimischen Wissenschaftssystem und für arrivierte ForscherInnen ein Garant, dass ihre Forschung, thematisch frei gewählt, in diesem Land realisierbar ist und bleibt. Allein zwischen 2002 und 2008 sind durch FWF-Projekte mehr als 140 Millionen Euro in die Steiermark geflossen. Der FWF ist damit zentraler externer Fördergeber der Grundlagenforschung an steirischen Universitäten. Diese positive Entwicklung steht vor einem Wendepunkt: Erstmals in der Geschichte des FWF fiel im Jänner aufgrund der prekären Budgetsituation eine Vergabe-Sitzung aus, es konnten keine neuen Projekte bewilligt werden. Die künftige Budgetsituation des FWF bleibt bis auf Weiteres völlig im Dunkeln.

Forschung sichert die Zukunft unserer Jugend

Es besteht die Gefahr, dass jungen Talenten die Basis für innovative Ideen entzogen wird und damit wertvolles Know-how unwiederbringlich verloren geht. Österreich muss als Land ohne größere Reserven an Bodenschätzen auf Innovationen und Potenziale junger Menschen bauen. Eine Investition zugunsten junger Menschen lohnt immer. Insbesondere junge Menschen können ihre Fähigkeiten zur Analyse, zum logischen Denken, zum konsequenten Abarbeiten von Fragestellungen schärfen, kurzum ihre Fähigkeit zum Wissenserwerb und zur Wissensproduktion ausbauen. In Forschungsprojekten werden junge WissenschafterInnen an die Methoden und Arbeitsweisen avancierter Forschung herangeführt. Sie erhalten ihre Top-Ausbildung durch arrivierte WissenschafterInnen, sie erweitern ihr eigenes und das gesellschaftliche Know-how substanziell. Sie erfüllen das Prinzip „Ausbildung durch Forschung“ mit Leben. Derzeit finanziert der FWF knapp 400 junge DoktorandInnen und Post-DoktorandInnen in der Steiermark. Soll diese Zahl durch die drohende Reduktion der Finanzierung des FWF wirklich abnehmen?

Forschung bewegt Menschen

Junge, hochqualitativ arbeitende WissenschafterInnen sind gesucht, gefragt, – und sie sind auch mobil! Wenn sie ihre Forschung nicht in der Steiermark oder in Österreich weiter betreiben können, dann gehen sie dorthin, wo sie bessere Forschungsbedingungen finden können. Es gibt ihn, diesen globalen Arbeitsmarkt für wissenschaftliche Talente. Vor diesem Umstand die Augen zu verschließen, heißt den Talente-Scouts anderer Forschungsstätten die Arbeit sehr einfach zu machen. Junge Menschen in den Wissenschaften brauchen beides: internationale Erfahrungswerte und eine Karriereperspektive.

Krise als Chance für die Forschung nutzen

Budgetkürzungen in der Forschung gefährden nicht nur den Wissenschaftsstandort Österreich, sondern auch die Perspektiven für die Wirtschaft. Denn: Investitionen in die Wissenschaft sichern Arbeitsplätze, sind Anziehungspunkte für Unternehmen und sorgen für Umwegrentabilität in anderen Sparten von Wirtschaft und Industrie. Gerade in schwierigen Zeiten bietet Forschung Chancen, sich durch Innovation im internationalen Wettbewerb Vorteile zu verschaffen. Durch Kürzungen sind auch weltweite Partnerschaften massiv bedroht. Wenn wir die Universitäten als strategisches Instrument der Standortentwicklung verkennen, machen wir einen schweren strategischen Fehler mit unabsehbaren, negativen Langzeitfolgen!

Wir wenden uns daher an alle verantwortlichen PolitikerInnen in den Ländern und im Bund: Beweisen Sie jetzt jene politische Weitsicht, die eine ausreichende Finanzierung des FWF und damit der Grundlagenforschung Österreichs erlaubt. Halten Sie am ursprünglich allgemein akzeptierten Neun-Prozent-Wachstumspfad fest. Verhindern Sie damit einen schweren, langfristigen Schaden für die Wissensgesellschaft Österreichs!

Wenn Sie sich dem „Forum Forschung“ in der Steiermark anschließen möchten und die Petition unterstützen, senden Sie bitte eine E-Mail an: forum.forschung(at)gmx.at

zurück