Podiumsdiskussion mit sichtbarem Erfolg

Die vom Rektorat und der ÖH Leoben veranstaltete Podiumsdiskussion zum Thema „Praxisschecks“ brachte einen großen Erfolg für die Studierenden der Montanuniversität Leoben.

Zu einer prominent besetzten Runde lud gestern die ÖH Leoben ins Audimax der Montanuniversität. Neben Bundesminister Dr. Johannes Hahn und Landeshauptmann Mag. Franz Voves waren auch Vertreter der Wirtschaftskammer Dr. Richard Schenz und Mag. Thomas Spann am Podium. Seitens der Wirtschaft nahm die neue Chefin von Infineon Technologies Mag. Monika Kircher-Kohl an der Diskussion teil. Hausherr Rektor Wolfhard Wegscheider sowie ÖH-Vorsitzender Markus Fellerer vervollständigten die Runde. Durch den Abend führte die ORF-Moderatorin Brigitte Reisinger.

Großes Lob an Praxisscheckmodell

Das Leobener Praxisscheckmodell wurde von allen Diskussionsteilnehmern gelobt. Eingeführt wurde es im Wintersemester 2001 als Reaktion auf die Studienbeiträge. Die Curricula aller Studienrichtungen schreiben ein sechsmonatiges Pflichtpraktikum vor, das während der Ferien absolviert werden muss. Das Modell sieht vor, dass Unternehmen, Institutionen oder Privatpersonen die Studiengebühren eines Semesters zusätzlich zur Entlohnung übernehmen, wenn sie dieses Praktikum absolvieren. Die zentrale Forderung der ÖH lautete, das Modell auszuweiten bzw. wieder neu zu forcieren, da in den vergangenen Jahren die diesbezüglichen Aktivitäten eingeschlafen seien. Rektor Wegscheider versprach, sich mit der ÖH an einen Tisch zu setzen und nach Lösungen zu suchen.

Modell als Ausdruck der Uni-Autonomie

Bundesminister Johannes Hahn lobte die Initiative der Montanuniversität und sieht das Modell als Ausdruck der Autonomie. Gleichzeitig verteidigte er aber die Einführung der Studienbeiträge und wies darauf hin, dass ein Studium in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Staaten noch immer sehr billig sei. Ebenso wies er darauf hin, dass eine Erhöhung der Beiträge sicher nicht von ihm initiiert werde.

Dezidierter Gegner von Studiengebühren

Neben den Studierenden erwies sich Landeshauptmann Mag. Franz Voves als einziger dezidierter Gegner der Studiengebühren. Er forderte deren Abschaffung und trat für einen freien Unizugang für alle ein. Das Leobener Modell könne zwar einige Studierende finanziell unterstützen, „für alle sei es aber auch hier nicht möglich“, so Voves. Er versprach seitens des Landes Steiermark 50 Praxisschecks im kommenden Wintersemester zu übernehmen.

Der Ruf nach mehr TechnikerInnen

Seitens der Wirtschaft wurde vor allem der TechnikerInnenmangel thematisiert. Sowohl die Vertreter der Wirtschaftskammer als auch Frau Mag. Kircher-Kohl wiesen auf den erhöhten Bedarf an technisch ausgebildeten Akademikern hin. Um der Hemmschwelle bei technischen Ausbildungen entgegenzuwirken, rief die WKO Steiermark das Projekt „Faszination Technik“ ins Leben. Spann erklärte, dass diese Aktion SchülerInnen, Lehrlinge, MaturantInnen und Studierende auf die Möglichkeiten in technischen Berufen aufmerksam machen wolle. Beim Praxisscheckmodell könne er sich vorstellen, dass auch KMU’s davon Gebrauch machen könnten und will es über die Kammer kommunizieren. „Ich glaube schon, dass wir 50 Schecks zusammenbekommen werden“, so Spann abschleißend.

Mag. Kircher-Kohl sah vor allem Reformbedarf im gesamten österreichischen Schulsystem, „bereits im Kindergarten müsste das Technikinteresse gefördert werden“, so die Infineon-Chefin. Sie stehe zu einem Bildungssystem, das Kinder und Jugendliche ihren Talenten entsprechend fördert und fordert. Sie könne sich auch vorstellen, dass Infineon in das Praxisscheckmodell einsteigt und 20 bis 30 finanziert.

Dr. Richard Schenz fand die Praxisschecks eine ausgezeichnete Idee, sprach sich aber auch eindeutig für die Studienbeiträge aus, da dadurch „effizienter studiert werde“. Einsparungspotenzial sieht Schenz vor allem in der Standortfrage: „Man muss nicht an jeder Universität in Österreich alle Studienrichtungen studieren können – hier könnte einiges eingespart werden.“

Die von der engagierten Studentin Elisabeth Rauchegger organisierte Veranstaltung war auf jeden Fall ein voller Erfolg und sollte das Praxisscheckmodell wieder ins Rollen bringen.

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