Ein neues und flexibles Modell entwickelte die Montanuniversität Leoben, um die ab Herbst 2001 geltenden Studiengebühren von 5.000 Schilling zu kompensieren. Der PraxisScheck wird den Studienanfängern die Finanzierung der Studienbeiträge ermöglichen. Bereits kurz nach Anlaufen der Aktion haben Sponsoren schon über 300 PraxisSchecks zur Verfügung gestellt, wie Rektor Dr. Wolfgang Pöhl am 4. April in einer Pressekonferenz bekannt gab.
„Die Vorteile unseres Modells liegen auf der Hand“, ist sich Pöhl sicher. Unbürokratisch, flexibel und individuell einsetzbar vereint der PraxisScheck das für alle Studienrichtungen geltende Pflichtpraktikum mit der Finanzierung der Studiengebühren. Denn die Praxis ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung der Studierenden an der Montanuniversität. Sechs Monate sind für die Erreichung des Diploms vorgesehen. Der PraxiScheck selbst steht daher im Zusammenhang mit einem zweiwöchigen Mindestpraktikum, für das der Studierende zusätzlich rund 5.000 Schilling erhält. Bei einem vierwöchigen Praktikum sind die Studiengebühren für ein Studienjahr bereits finanziert.
Einfache Abwicklung
Die Abwicklung dieses Modells ist einfach und flexibel. Die Montanuniversität vereinbart mit Unternehmen, Institutionen bzw. Privatpersonen einen PraxisScheck, mit dem Studierende, die den festgelegten Kriterien entsprechen, pro Semester 365 € erhalten können. Das Einlösen des Betrages kann unterschiedlich gehandhabt werden, wie z. B. als Werksvertrag, Prämie, Studienbeihilfe, zusätzliche Entlohnung etc. und erfolgt nach Beendigung des Praktikums. Die Gültigkeit des Schecks erstreckt sich auf zwei Jahre ab dem Ausstellungsdatum. Die PraxisScheck-„Sponsoren“ können die Schecks entweder bestimmten Studienrichtungen oder der Montanuni insgesamt zuordnen. PraxisSchecks können auch ohne Praxisplatz von Unternehmen, Freunden und Absolventen der Montanuniversität, Institutionen und Privatpersonen zur Verfügung gestellt werden. Der Betrag kann nur dann beim Sponsor eingelöst werden, wenn das vorgesehene Praktikum für die jeweilige Studienrichtung absolviert wurde. Der Praxis-Scheck-Inhaber muss dem Sponsor für die Einlösung des Betrages das absolvierte Praktikum nachweisen.
Großer Bedarf an Absolventen
Die Einführung der Studiengebühren veranlasse, so Rektor Pöhl, viele potenzielle Studierende, den kürzeren Weg für die Ausübung eines Studiums zu nehmen – nämlich die Fachhochschule. „Wir laufen Gefahr, der Wirtschaft die mehr als notwendige Anzahl an bestens ausgebildeten Absolventen der Montanuniversität nicht mehr zur Verfügung stellen zu können. Der PraxisScheck wurde daher auch als ein Instrument des Marketing im Wettbewerb der Bildungseinrichtungen entwickelt.“ Hatte die Universität im Studienjahr 1998/99 noch 200 Absolventen, werden es – so die universitätsinternen Berechnungen – im Studienjahr 2007/2008 wahrscheinlich nur knapp 90 erfolgreiche Studienabgänger sein. Und das, „obwohl die Wirtschaft viel mehr Absolventen brauchen würde“, gibt Rektor Pöhl zu bedenken.
„Das PraxisScheck-Modell bringt wieder einmal die gute Zusammenarbeit zwischen Industrie und Universität zum Ausdruck“, unterstreicht Rektor Wolfgang Pöhl die Bereitschaft der Wirtschaft, Beiträge in Form von PraxisSchecks zu leisten. Pöhl: „Die Wirtschaft hat einen großen Bedarf an Absolventen. Mit diesem Modell wollen wir in Zusammenarbeit mit den Unternehmen möglichst viele Jugendliche für ein Studium an der Montanuni gewinnen.“
Wie viele Studierende in den Genuss eines PraxisSchecks kommen, hängt von der Anzahl der Studienanfänger und der bereit gestellten Schecks ab. Prinzipiell sollen alle Studienanfänger einen PraxisScheck erhalten. Ab dem zweiten Semester bekommen ihn all jene Studierenden, welche die Leistungskriterien des ersten Semesters erfüllt haben. In den weiteren Semestern setzt sich dieses Prinzip – vorausgesetzt, es gibt genügend Schecks – fort.
Überraschend schnelle Zusagen
Einen sensationellen Erfolg kann der PraxisScheck bereits kurz nach Anlaufen der Aktion aufweisen. Überraschend schnell gibt es schon erste Zusagen von Sponsoren. Ein Zeichen dafür, dass Unternehmen, Einrichtungen und auch Privatpersonen dieses Modell begrüßen. Die meisten Schecks wurden bislang den Studienrichtungen Metallurgie, Werkstoffwissenschaft, Petroleum Engineering und Gesteinshüttenkunde bzw. der Montanuniversität allgemein zugeteilt.