Junge Wissenschaftler im Bereich der Paläomagnetik weiterzubilden ist das Ziel des EU-Projektes "Archaeomagnetic Application for Rescue Cultural Heritage" (AARCH 2001). Für die inhaltliche Festlegung dieses Ausbildungsnetzwerkes treffen sich von 24. bis 27. September knapp 30 Spezialisten aus zwölf europäischen Staaten und Ägypten an der Montanuniversität Leoben.
Der Grund für den Treffpunkt Leoben ist das Paläomagnetik-Labor Gams bei Frohnleiten, das als Einrichtung des Institutes für Geophysik der Montanuniversität zu den Spitzenlabors in Europa zählt.
Den Paläomagnetikern geht es um eine möglichst genaue Datierung archäologischer Funde. Ziel von Professor Dr. Hermann Mauritsch vom Institut für Geophysik ist es, dass bei historisch bedeutsamen Funden "alles an wissenschaftlichen Informationen sinnvoll erfasst wird". "Leider", bedauert Mauritsch, "wird das bei historischen Funden zu oft vergessen. So gehen viele Informationen verloren."
Die Paläomagnetiker, Spezialisten aus dem Fachbereich der Geophysik, streben eine gültige Eichkurve über die Änderungen des Magnetfeldes der Erde an, um damit zur Datierung archäologischer Objekte beizutragen. Durch den Vergleich einzelner Messergebnisse von unterschiedlichen archäologischen Objekten, wie zum Beispiel keltischen Schmelzplätzen, römischen Mauerziegeln oder Münzen, mit der Eichkurve kann das Alter des letzten Schmelzprozesses, des Brennens der Mauerziegel oder des Gießens der Münzen bestimmt werden.
Die Paläomagnetik bedient sich dabei der "remanenten Magnetisierung", die beim Schmelzen, beim Brennen oder beim Gießen unter der Wirkung des Erdmagnetfeldes verursacht wird. Die Stärke und Richtung des Erdmagnetfeldes an einer bestimmten Lokalität wird beim Abkühlprozess "eingefroren".
Das Ausbildungsnetzwerk der EU soll Nachwuchs-Geophysikern, -Geowissenschaftern, -Archäologen und -Geochemikern diesen Wissensbereich näher bringen. Acht Kernlabors, darunter jenes der Montanuniversität, beteiligen sich an diesem Programm. Mit der Ausbildung der Paläomagnetiker geht auch der Wunsch einher, kulturelles Erbe im Sinne einer umfassenden Sicherung aller wissenschaftlich relevanten Informationen zu retten. "Wenn Spezialisten", so der Leobener Geophysiker Mauritsch, "rechtzeitigen Zugang zu historischen Fundplätzen haben, können wertvolle wissenschaftliche Informationen über unsere Vergangenheit gewonnen werden".
Der Besuch des Magdalensberges sowie der Schmelzplätze in der Eisenerzer Ramsau bilden den praktisch-wissenschaftlichen Schwerpunkt des Treffens der Paläomagnetiker in der Steiermark.
Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Hermann Mauritsch, Institut für Geophysik der Montanuniversität Leoben, Tel. (03842) 402-864, E-Mail: hermann.mauritsch@notes.unileoben.ac.at, www.unileoben.ac.at/institute/geophwww.htm