"Wir müssen uns klar sein, dass der Wettbewerb um die finanziellen Mitteln beginnt", eröffnete Dr. Wolfgang Pöhl, Rektor der Montanuniversiät Leoben, seinen Vortrag bei der Akademischen Feier am 22. März. Pöhl sieht einen verschärften Wettbewerb: "Da sind nicht nur die Universitäten die Mitbewerber, wir treffen in der Lehre auf Fachhochschulen und außeruniversitäre Bildungseinrichtungen. Bei der Forschung sind es außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, die entsprechend der Schwerpunktprogramme der Regierung gefördert werden."
Der Staat wolle zwar große Anstrengungen in Richtung Technologieentwicklung, "hat aber nicht genügend Geld, um die dynamische Entwicklung der Universitäten ohne entsprechende Strukturbereinigung weiter finanzieren zu können". Pöhl ist sich sicher, dass das neue Gesetz an den Universitäten viel verändern werde. Für die Montanuniversität sieht deren Rektor den weiteren Erfolg dann, "wenn die Motivation für exzellente Forschung und Lehre, die ja nicht angeordnet werden kann, erhalten bleibt und wenn es uns gelingt - unter der Annahme eines fairen Wettbewerbs - die richtigen Studenten für uns in genügender Anzahl zu gewinnen und der Öffentlichkeit Forschungsarbeiten als Leistungen der Universität zu vermitteln".
Leistung werde, so Pöhl weiter, generell zum Beurteilungskriterium werden. Die Montanuniversität habe hier keine Scheu, wenn sich die Kontrolle in erster Linie auf qualitative Ergebnisse und nicht auf willkürliche Indikatoren konzentriere. "Wir erwarten aber, dass man davon abgeht, Ungleiche gleich zu behandeln.".
"Champions League der Universitäten"
Künftig werde es notwendig sein, dass die unternehmerische Universität, die keine kommerzielle sein werde, innovativ die vorhandenen Mitteln einsetzt und neue Möglichkeiten findet. Der "Mainstream" werde seitens der Politik über das Budget gesteuert. Ein richtiger "Unternehmenserfolg" werde sich dann einstellen, wenn es eine Uni durch "Erschließung der Märkte" schaffe, sich in der "Champions League der Universitäten" zu positionieren. Pöhl kritisiert, dass sich der Staat auf beängstigende Weise mit seinen hohen Schulen auseinander setzt: "Man kann sich dem Gefühl nicht verwehren, dass die Universitäten der Diktatur der Betriebswirte ausgesetzt sind.".
Ziele statt Paragraphen
Jetzt müsse man, so Pöhl über die Weiterentwicklung der Leobener Universität, alle Kraft auf das künftige Schicksal der Montanuni konzentrieren. "Die Umsetzung unserer Strategien und die positive Entwicklung unserer Universität darf durch dieses Gesetz nicht verhindert werden. Es geht nicht darum, ob ein Uni-Rat fünf, sieben oder neun Mitglieder hat, es geht um die Frage, wer darin vertreten ist und darum, ob diese die Zielsetzungen der Universität auf ihre Fahnen heften und bereit sind, sich für die Universität voll einzusetzen. Ziele sind zu vertreten und nicht Paragraphen. Die Montanuniversität kennt ihre Ziele, sie will in ihren drei Kernbereichen Mining, Metallurgy, Materials wachsen. Wir erwarten, dass unsere Bemühungen die gewünschte Anerkennung im Ministerium finden und uns die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden".
Wolfgang Pöhl erwartet sich generell, dass das Universitätsgesetz in der nun vorliegenden Fassung beschlossen werde. "Denn Kompromissvorschläge, die seit August 2001 seitens der Rektorenkonferenz eingebracht wurden, finden sich im Gesetzesentwurf kaum wieder."