Auf die Ziele der EU, Europa bis zum Jahr 2010 zum "wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum der Welt" zu machen und dafür mindestens drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung auszugeben, ging Rektor Prof. Dr. Wolfhard Wegscheider in seiner Rede anlässlich der Akademischen Feier an der Montanuniversität Leoben ein.
Diese Intensivierung der Forschung gelinge, so Wegscheider, "in Europa derzeit wohl nur mangelhaft". Es gehe um "eine kontinuierliche Steigerung des Staatsanteiles um sechs Prozent pro Jahr und um eine ebensolche in der Höhe von neun Prozent durch die Industrie". Es sei aber "Sache des Staates, die Randbedingungen für Industrie und Wirtschaft dergestalt zu beeinflussen, dass nicht die besten Forscher nach Westen gehen und die besten Fabriken nach Osten abwandern". "Ein Haus der Forschung wird also nicht der Weisheit letzter Schluss sein, wenn es nicht beseelt wird von dem tiefen Glauben daran, dass nur Wissenschaft und Forschung unseren Lebensstandard im 21. Jahrhundert sichern werden, und dem unbändigen Willen, für dieses Ziel mehr zu tun, als Hundertstelprozente Zuwachs für Forschung und Entwicklung emphatisch zu zelebrieren." Ohne das "machtvolle Voranschreiten der Universitäten in Bildung, Wissenschaft und Forschung werden wir", so Wegscheider, die Ziele der EU "nicht einmal mehr als schöne Worte empfinden".
Diesen Pläne der EU, nach denen Europa "zum bevorzugten Ziel von Studenten und Forschern aus anderen Weltgegenden" werden solle, folgten die Bologna-Vorgaben für ein dreistufiges System mit Bakkalaureats- , Magister- und Doktoratsstudien. Was diese neue Studienarchitektur betrifft, habe sich die Montanuniversität dafür entschlossen, "das Markenzeichen von Leoben - hohe Praxisnähe mit ganz solider Grundausbildung zu kombinieren - beizubehalten". Es freue die Universität daher besonders, "heute die Graduierung unseres ersten Master-Absolventen und unserer ersten Bachelor feiern zu können". Dass dieser erste "Master" kein Österreicher, sondern ein Kolumbianer ist, sei ein Zeichen dafür, dass das politische Schlagwort von den "Universitäten im Wettbewerb" vielmehr zu einem "weltweiten Wettbewerb um die besten Köpfe" führe. Aus diesem Grund sei auch eine hohe sudanesische Delegation mit Energie-Minister Dr. Awad Aljaz zu Gast in Leoben, um "Wege zu suchen, ausgewählten sudanesischen Studierenden künftig das wahre Privileg einer Leobener Ausbildung zu verschaffen".
3 Bakkalaurei, 33 Diplomingenieure und 15 Doktoren
Erstmals wurden bei der heutigen Akademischen Feier drei Absolventen der Studienrichtung Industrieller Umweltschutz der akademische Titel "Bakkalaureus/Bakkalaurea" verliehen. 33 Absolventen wurden zu Diplomingenieuren graduiert und 15 Montanisten zu Doktoren promoviert.