"Österreich hat in der Ingenieurdichte einen enormen Aufholbedarf und liegt im Reigen der Industriestaaten im untersten Drittel", hob Wolfgang Pöhl, Rektor der Montanuniversität, in seiner Rede anlässlich der Akademischen Feier die kommenden Herausforderungen hervor. Die kommende Regierung wäre daher unglaubwürdig, würde sie nicht die natur-/ingenieurwissenschaftlichen Universitäten entsprechend fördern. Es bedarf aber auch enormer Anstrengungen im Mittelschulbereich, um "verstärkt junge Menschen für natur-/ingenieurwisssenschaftliche Berufe zu begeistern".
Standort Österreich in Gefahr
Dies sei auch notwendig, um den Wohlstand und den Technologiestandort Österreich nicht zu gefährden, denn "Unternehmen werden sich dort ansiedeln, wo sie die besten und kompetentesten Mitarbeiter bekommen können". Es sei daher höchste Zeit, "dass der Staat im Bildungswesen seine Prioritäten im Sinne einer gesunden Volkswirtschaft setzt und Regelsysteme findet, die bedarfsorientiert die Ausbildung beeinflussen". Sonst laufe Österreich Gefahr, dass High-Tech-Firmen das Land verlassen oder nicht als Standort in Erwägung ziehen. "Da nützt es nichts", so Pöhl, "dass Österreich ausgezeichnete Wissenschafter und Techniker hat, wenn sie nur einzelne Mosaiksteine eines gesamt geforderten technischen Ausbildungsspektrums sind".
Pöhl thematisierte auch Chancen und Risiken des Universitätsgesetzes 2002, das die Universitäten zu eigenverantwortlichen Einrichtungen macht. Das Gesetz bringe zwar viele Möglichkeiten, die Strukturen einer Universität eigenständig bedarfsorientiert anzupassen. Der wesentliche Risikofaktor werden aber die kommenden Globalbudgets sein, die in den kommenden Jahren zur Verfügung stehen und "den Bedarf der Universitäten nicht decken" werden. Strategische Vorhaben mit ihren mittel- und langfristigen Zielen, wie sie die Montanuniversität aufweist, können "ohne zusätzliche Finanzierungsmittel nicht umgesetzt" werden. Die große Aufgabe des künftigen Universitätsmanagements werde sein, weitere Geldquellen zu akquirieren. Optimistisch merkte Rektor Pöhl an, dass die Montanuniversität gute Karten habe. "Sie hat einen starken Partner in der Wirtschaft, welche die Absolventen der Montanuniversität äußerst schätzt - national und international. Der Bedarf ist weiterhin steigend. Ziel ist es daher, in den nächsten Jahren noch mehr junge Menschen für ein Studium an der Montanuniversität anzusprechen.".
76 Diplomingenieure
Bei der heutigen Akademischen Feier wurden 76 Absolventen zu Diplomingenieuren graduiert. Zu einem Jubiläum kam es bei der Studienrichtung Kunststofftechnik: Mit Christian Wintereder feierten die Leobener Kunststofftechniker ihren 500. Absolventen. Zusätzlich wurden acht Montanisten zu Doktoren promoviert.